Andere, vielleicht weisere Leute sagen, Erwachsenwerden sei ein Vorgang, der das ganze Leben dauert; bis zu dem Tag, an dem wir sterben. Wir hören nie auf zu lernen und zu wachsen und uns zu verändern, und jede kleine Erfahrung läßt uns etwas klüger werden.
Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen. Wir entwickeln uns in einem Prozeß, der so lange dauert wie unsere Existenz in der materiellen Sphäre, dennoch gibt es auf diesem langen Weg Wendepunkte in unserem Leben; plötzliche Ereignisse, die unseren Charakter formen, die unser Schicksal bestimmen, die uns zu dem machen, was wir sind. Das Dahinscheiden unserer älteren Verwandten, vielleicht sogar unserer Eltern, gehört dazu, macht es uns doch deutlich, daß wir sterblich sind und daß unsere vermeintliche Sicherheit in dieser Welt illusorisch ist. Unsere erste Erfahrung mit einer korrupten, selbstbezogenen Obrigkeit ist ein anderer dieser Punkte, denn sie zeigt, daß man niemandem blind vertrauen kann und daß all die Führer und Herrscher der Völker keine Weisen und Übermenschen sind, sondern gewöhnliche Sterbliche, manchmal gutmütig oder fähig oder klug, manchmal unfähig und dumm, manchmal sogar gierig und herrschsüchtig und böse. Unsere erste Stunde mit jemandem, der uns die Welt jenseits unseres beschränkten Sichtfeldes zeigt und uns den Blick für ungeahnte Wunder erschließt, gehört dazu -- sei es ein Lehrer oder Tutor, sei es ein Meister oder Lehrherr oder einfach eine freundliche, weise Person. Und unsere erste bedeutungsvolle Nacht mit einem Mädchen oder einem Mann, gleich ob wir noch unberührt sind oder nicht -- jene Nacht, in der wir uns selbst und den anderen erkennen und die Mysterien sich uns erschließen, die unser innerstes Selbst mit dem Wunder des Universums verbinden.
Manchmal kommen diese Wendepunkte langsam, absehbar, lassen uns vorher Zeit, uns vorzubereiten, und hinterher, uns wieder zu sammeln. Für manchen ist das Leben mild und leicht. Manchmal aber haben wir nicht genug Zeit, um Atem zu holen, ehe ein neuer Schicksalsschlag oder ein neues Wunder uns betäubt zurücklassen. Eine Folge von solchen Ereignissen nennen wir ein Abenteuer -- wenn es anderen zustößt und genügend Unterhaltungswert besitzt, um eine Geschichte oder ein Gedicht oder ein Lied, eine Komödie oder Tragödie oder Drama daraus zu machen.
Abenteuer neigen dazu, ihre Protagonisten verändert zurückzulassen. In einem Abenteuer müssen wir zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind, gegen Widrigkeiten bestehen und Schläge einstecken, das Schicksal akzeptieren, uns ein Ziel setzen und einen Weg suchen, es zu erreichen. Manchmal läßt das Abenteuer und als verbitterte und gebrochene Wesen zurück, jene Sorte von Bettlern und Tagedieben, die eine Flasche Rum mehr schätzen als ein flohfreies Bett. Manchmal macht es uns zu Schurken, die die Macht um der Macht willen lieben gelernt haben, und die die Schwachen ausbeuten und treten, um ihren Reichtum und Einfluß zu mehren. Und manchmal wachsen wir über uns selbst hinaus, um für unsere Überzeugungen einzutreten, um die zu schützen, die wir lieben, oder um dem Bösen unter uns -- und in uns -- die Stirn zu bieten.
Manchmal werden wir zu Helden.