Als Khiray den Palast umrundete, bemerkte er, was Brokvorth der Wolf erwähnt hatte. An der Rückseite des Gebäudes war ein Holzgerüst errichtet worden, direkt unter dem Balkon, von dem aus die Gouverneure ihre Ansprachen zu halten pflegten. Fünf Leichen baumelten von dem Gerüst herab.
Das also waren Perlish und seine Bande? Khiray erkannte keinen der Felligen. Die Raben hatten begonnen, ihre Arbeit zu tun. Die Hinrichtung schien schon ein paar Tage zurückzuliegen; jedenfalls wurde es Zeit, die Gehängten zu begraben. Sie begannen einen durchdringenden, fauligen Geruch zu verbreiten. Khiray rümpfte die Nase, sowohl über den unschönen Anblick als auch über die Tatsache der Hinrichtung an sich. Perlish war berüchtigt gewesen, ein Ausgestoßener und Räuber. Unter dem alten Chinnap jedoch hätte ihn nur der Kerker erwartet.
Khiray hatte das ungute Gefühl, daß es Gouverneur Galbren hier nicht um Gerechtigkeit gegangen war als vielmehr um ein deutliches Signal. Eine Drohung.
Kopfschüttelnd folgte er den anderen weiter, zum Tor in der Mauer. Niemand außer ihm hatte sich am Galgen auch nur einen Moment aufgehalten. Die Bürger schienen sich an die Gehängten gewöhnt zu haben.
Jenseits des Tores begann das Tagelöhnerviertel. Die Hütten hier wirkten armselig, und wahrscheinlich versank man bei Regen auf diesen Straßen bis zu den Knöcheln im Schlamm. Nichtsdestotrotz bildete eine Reihe von schönen Eichen eine Allee bis hin zum Tor. Selbst hier hatte das Fellvolk seinen Stolz.
Kinder waren in die Bäume gekrabbelt, um den drängenden Leuten aus dem Weg zu gehen. Vor lauter Felligen konnte Khiray zunächst nichts sehen. Die Fremden, die die Straße zum Tor entlangschritten, waren eingekreist von Neugierigen.
Khiray blieb stehen und wartete ab. Es dauerte etliche Minuten, bis die Menge ihn erreicht hatte. Er legte automatisch eine Hand um seinen Geldbeutel: wo viel Fellvolk war, waren auch viele Taschendiebe. Flüchtig überlegte er, was Galbrens Strafe für Diebstahl sein mochte. Das Abhacken einer Hand, wie vor vielen hundert Jahren üblich?
Dann vergaß er seinen Gedanken und fast auch seinen Geldbeutel. Die Menge teilte sich um ihn herum, und er konnte einen Blick auf die Fremden werfen.
Fremde? Ja, und exotischer, als er erwartet hatte. Es waren nicht nur Wanderer aus einer anderen Stadt. Es waren keine Bären, die in den Städten nur selten gesehen wurden. Es waren noch nicht einmal Men'schin. Khiray hatte keinen Namen für die Fremden.
Sie besaßen den Oberkörper von Füchsen. Bis zur Hüfte abwärts ähnelten sie Khirays eigener Rasse, auch wenn die Ohren vielleicht etwas größer waren und die Brüste der weiblichen Fremden wesentlich ausgeprägter. Sie hatten auch mehr Haare auf dem Kopf, fast wie die Men'schin; blond und lockig in einem interessanten Kontrast zu ihrem brandroten bis rotgoldenen Fell. Aber von der Hüfte abwärts... Sie hatten vier Beine. Der gesamte Unterleib schien der eines Tier-Fuchses zu sein, nur wesentlich größer, um zum Rest des Körpers zu passen.
Khiray musterte die Fremden verwirrt. Vier Beine und zwei Arme... sechs Gliedmaßen? Welche Götter diese Wesen auch erschaffen haben mochten, sie besaßen einen seltsamen Sinn für Humor. Der Oberkörper saß dort, wo eigentlich der Hals des Unterkörpers beginnen sollte. Beide Hälften bildeten einen komischen rechten Winkel zueinander.
"Fuchstauren", sagte jemand neben ihm. Khiray blickte sich um und sah Brokvorth, der sich auf einen Stock stützte.
"Kennst du die Fremden?"
Der alte Wolf nickte. "Sie sind nicht zum ersten Mal hier, auch wenn die meisten sich kaum an sie erinnern dürften. Alle fünfzehn, zwanzig Jahre kommen sie in die Stadt. Sie verkaufen ihre Waren und kaufen Kräuter und Medizin ein, die sie selbst nicht herstellen können. Dann verschwinden sie wieder."
"Wo kommen sie her?" Khiray wandte den Blick wieder den Fremden -- den Fuchstauren zu. Er erkannte jetzt, daß die merkwürdige Zusammensetzung gar nicht so dumm war. Während die Brust bei richtigen Füchsen schmal war, besaßen die Fuchstauren in ihrem Unterleib breite Brustkörbe und starke Vorderbeine. Natürlich, sie mußten ja mehr tragen als nur einen kleinen Kopf. Das machte die Verbindung viel harmonischer, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte.
"Von jenseits der Berge, heißt es", antwortete Brokvorth. "Kein Felliger war jemals dort. Einige haben es versucht, aber keiner ist je zurückgekehrt. Nur die Fuchstauren kennen die Wege."
Khiray nickte. Obgleich der größte der Fremden ihm nur bis zum Kinn reichte, waren alle Fuchstauren, selbst der kleinste, massiger als er. Der doppelte Körper fügte der Gestalt viel Gewicht hinzu.
Nicht, daß nur ein einziger von ihnen dick oder behäbig wirkte. Alle waren recht muskulös, aber auch schlank und sehnig. Elegant, auf eine schwer faßbare Weise.
Insgesamt waren es sechs Fremde. Zwei waren weiblich. Alle trugen über ihrem Unterkörper ein Riemengeflecht mit Taschen daran. Obwohl sie schwer beladen waren, bewegten sie sich mühelos, fast tänzerisch. Khiray ertappte sich bei dem Gedanken, daß er die Fremden schön fand. Anders als die Felligen, die er kannte, aber dennoch schön.
Die Fuchstauren wirkten etwas nervös, als seien sie solche Ansammlungen von Felligen nicht gewohnt. Sie warfen immer wieder Blicke nach rechts und links, obgleich das Fellvolk respektvollen Abstand hielt.
Khiray folgte ihnen bis durch das Tor. Dann blieb er stehen, und die Menge driftete an ihm vorbei. Er war sich sicher, daß er die Fremden in den nächsten Tagen noch häufiger sehen würde.
"Du hast die Fuchstauren noch nie gesehen, nicht wahr?" fragte Brokvorth, der an seiner Seite geblieben war.
"Nein", gab Khiray zu. "Die Leute sprechen auch nicht viel von ihnen."
Brokvorth zuckte die Achseln. "Ereignisse kommen und gehen. Die Fuchstauren bleiben meist unter sich, verhalten sich unauffällig und verschwinden wieder. Nach so vielen Jahren geraten sie in Vergessenheit."
Am Rand der Mauer hatten die Fremden begonnen, ihre Bündel abzuladen und einen kleinen Stand aufzubauen. Khiray überlegte, ob er etwas von ihren Waren kaufen sollte. Wenn sie so selten nach Sookandil kamen, waren ihre Produkte vielleicht später etwas wert. Auch in den Men'schin-Städten hatte er nie etwas von den Fuchstauren gehört. Wenn man nun einen Handel mit Saskeeld aufzog...
Brokvorth zurücklassend, schob er sich durch die Menge und inspizierte das, was die Fuchstauren verkaufen wollten. Auf den lederbezogenen Gestellen stapelten sich die ersten Waren.
Talismane. Figürchen. Schnitzereien. Beutel mit Kräutern. Er seufzte tief. Das war nicht unbedingt die Art von Dingen, die sich leicht verkaufen ließen. Tücher, Stickereien, Webwerk. All das stellte das Fellvolk selbst auch her. Zugegeben, es waren fein gearbeitete Waren, und die Schnitzereien waren liebevoll und detailreich ausgeführt. Aber in einer Zeit hoher Steuern würden die Fuchstauren es schwer haben, ihre Ware abzusetzen. Letztlich waren es doch nur Kuriositäten mit geringem Handelswert.
Er wußte nicht, wie die Fuchstauren in ihrer Heimat lebten, aber wahrscheinlich besaßen sie keinen allzuhohen technischen oder magischen Standard. Sie trugen keine Kleidung, nicht einmal Westen oder Lendentücher (das hätte auch sehr seltsam ausgesehen...); einer hatte ein Halstuch, ein anderer ein Stirnband. Khiray sah Schmuck an ihren Ohren, Armreifen, Lederbänder mit durchbohrten Steinen oder Beutelchen um ihre Hälse. Die Steine waren vielleicht hübsch, aber wertlos -- Khiray wußte sehr gut um den Wert von Edelsteinen, Gold oder Silber --, und teure Metalle gehörten nicht zu den Bestandteilen. Entsprechend präsentierten sich auch die Waren. Langsam schüttelte er den Kopf. Vielleicht würden die reichen Handelsherren ihnen etwas abkaufen, um es in ihren Häusern zur Schau zu stellen. Seine eigenen Ideen von einem Handel mit den Men'schin konnte er getrost vergessen...
"Kann ich dir helfen?"
Khiray sah von den Waren auf. Eine der weiblichen Fuchstauren -- die jüngere, wenn er ihr Alter richtig schätzte -- stand vor ihm.
"Ich überlege noch", antwortete er unverbindlich. Die Fuchstaurin war hübsch, jedenfalls bis zur Hüfte, und sie hatte ein nettes Lächeln, wenn auch etwas unsicher. Dies war wahrscheinlich die erste Reise, die sie mitmachte, und die Gegenwart so vieler fremder Felliger beunruhigte sie etwas. Khiray seinerseits war Händler. Es fiel ihm nicht im Traum ein, mehr Interesse preiszugeben oder sich durch ein hübsches Gesicht zu einem Kauf verleiten zu lassen, den er nicht tätigen wollte.
Andererseits, zumindest die Schnitzereien waren interessant. In Drun'kaal ließen sie sich sicher zu einem guten Preis verkaufen. Handarbeiten standen stets in einem guten Kurs. Wenn sie nur die Hauptstadt demnächst anlaufen würden... Aber bei ihrer aktuellen Route konnte der junge Fuchs kein vorteilhaftes Geschäft sehen.
Nun, fragen kostete nichts. "Wieviel kostet das Schnitzwerk?"
Die Fuchstaurin bot ihm sofort mehrere Stücke an. Der Preis war lächerlich gering. Khiray fragte sich, ob die Fuchstauren ihre Preise so angesetzt hatten, weil sie fürchteten, nichts verkaufen zu können -- oder ob sie einfach nicht wußten, daß die Preise im letzten Jahrzehnt gestiegen waren. Aber er sagte nichts, sondern musterte die Stücke mit ausdrucksloser Miene. Schließlich war er nicht daran interessiert, sich selbst das Geschäft zu verderben.
Eine mittelgroße Figur fiel ihm besonders auf. Sie stellte eine Fuchstaurin dar, die seinem Gegenüber aufs Haar glich. Der Künstler hatte sich große Mühe gegeben, das Fell richtig wiederzugeben, und obgleich die geringe Größe der Schnitzerei eine gewisse Stilisierung nötig machte, war die Identität doch unverkennbar.
"Das bist du", stellte er fest. Die Fuchstaurin lächelte scheu.
Khiray drehte die Statuette um, um nach einer Signatur zu sehen. Die meisten bekannten Künstler im Armygan hinterließen spezielle Zeichen an unauffälligen Stellen, in diesem Fall wohl am Bauch oder unter dem Schwanz. Signierte Werke waren bei Sammlern automatisch mehr wert.
Die Figur trug keine Signatur; mehr noch, sie war anatomisch sehr korrekt ausgeführt. Bis in jede Einzelheit. Hastig drehte Khiray die Figur wieder richtig herum. Er hatte zwar keine Bedenken, was erotische Darstellungen anging, und diese Figur war nicht einmal als erotisches Werk gedacht. Tatsächlich kannte er einen Men'schin-Sammler in Hanmur, der viel Geld für Erotika des Fellvolks ausgab -- keine Stellung, keine Übertreibung, kein Stadium der Lust konnte ihm zu exotisch sein --, und wann immer Khiray in Sookandil ein entsprechendes Angebot fand, kaufte er es für den Men'schin.
Aber in diesem Fall war die Figur kein Phantasieprodukt: das Modell stand direkt vor ihm. Unerklärliche Scheu überfiel ihn, als sei er versehentlich in ihre Privatsphäre eingedrungen. "Ich kaufe das", murmelte er.
Beim Anblick von Khirays prallem Beutel hob die Fuchstaurin die Brauen. "Kann ich dich auch für ein Traummesser interessieren?"
"Ein was?" Khiray zögerte. Es war nicht gut für einen Händler, Unwissenheit zuzugeben. Andererseits würde sein Gegenüber seine Unkenntnis schwerlich ausnutzen. Die Fuchstauren kamen ihm nicht vor wie besonders gerissene Händler.
"Ein Traummesser." Sie zog aus einer Tasche eine weitere Figur, die keineswegs wie ein Messer aussah. Sie war etwa eine Handspanne hoch und stabförmig, der Länge nach geteilt in zwei Hälften. Die vordere Hälfte war aus schwarzem Holz, die hintere aus weißem Knochen -- Elfenbein, wie die Menschen es nannten; nur die Stoßzähne großer Meerestiere lieferten dieses Material. Andere Knochen waren nicht für Schnitzarbeiten geeignet.
Die Figur stellte eine Art Men'schin dar, dem Gesicht nach zu urteilen, aber stark stilisiert. Sie schien nur aus Kreisen und Dreiecken und gewundenen Formen zu bestehen. Arme waren nicht zu sehen, nur schlangengleiche Tentakel, die sich um die Gestalt wanden. Die Beine waren zu einer massiven Säule verschmolzen.
Ihre Augen waren große runde Kreise, der Mund nur ein schmaler Strich. Khiray nahm das Traummesser in die Hand und drehte es. Die Figur hatte zwei Gesichter. Das der weißen Hälfte war gutmütig und schien zu lächeln. Das Gesicht der schwarzen Hälfte unterschied sich nur minimal davon -- machte aber den Eindruck, als sei es von Zorn und Haß erfüllt.
"Warum heißt das Traummesser?"
Die Fuchstaurin nahm es ihm aus der Hand, drehte die obere und untere Hälfte gegeneinander und enthüllte die Klinge. Die obere Hälfte des Messers -- schwarz und weiß mit den beiden Gesichtern -- stellte den Griff dar, die untere die Scheide.
Überrascht betrachtete Khiray die Klinge. Sie war dünn -- sehr dünn. "Hält der Stahl?"
Die Fuchstaurin zuckte die Achseln. "Es ist Trollstahl. Trollstahl schneidet Stein."
Trollstahl? Khiray nahm das Messer erneut, hob einen großen Kiesel vom Boden auf und setzte die Klinge an. "Soll ich das ausprobieren?" Nichts brachte Händler schneller dazu, ihre lächerlichen Übertreibungen zu unterlassen, wie die Drohung, sie zu prüfen. Aber die Fuchstaurin sah ihn nur unschuldig an.
Verärgert zog er die Klinge durch, darauf achtend, daß er nicht abrutschen konnte. Er war sich bewußt, daß er die Schneide ruinieren würde, aber er konnte es nicht leiden, wenn man ihn zum Besten hielt.
Das Messer knirschte über den Stein. Er warf einen prüfenden Blick auf die zerstörte Schneide...
Keine Scharte. Er hätte ebensogut durch Butter schneiden können. Sein Blick wanderte zum Stein. Eine Rille zog sich mitten hindurch, nicht tief, aber er hatte ja auch nicht stark zugedrückt. Trollstahl, ihr Götter! Besser als Men'schin-Metalle, zehnmal besser!
"Habt ihr noch mehr davon?" fragte er, bemüht, seine Aufgeregtheit zu verbergen. Das Blut pochte in seinen aufgerichteten Ohren.
"Alle unsere Waffen sind aus Trollstahl", überlegte die Fuchstaurin, "aber wir haben nur wenige Traummesser bei uns. Sie sind teuer." Der Preis, den sie nannte, war allerdings lächerlich niedrig. "Falls du Waffen kaufen möchtest, so haben wir vier Dekka'shin mitgebracht, die wir entbehren können, und zwei Jagdschwerter, und ein paar Messer für die Arbeit."
"Trollstahl?"
Die Fuchstaurin nickte.
"Gekauft", stellte Khiray fest.
Sein Gegenüber riß die Augen auf. "Alles? Die Dekka'shin? Die Schwerter? Die Messer?"
"Alle Waffen aus Trollstahl. Die Traummesser auch." Zwar war die Figur unhandlich als Gebrauchsgegenstand, aber man konnte die Klinge ja an einen vernünftigen Griff montieren.
Die Fuchstaurin sah ihn verwirrt an. "Wir hatten geglaubt, daß der Armygan ein friedliches Land ist." Ihr Blick wanderte zum Galgen. "Andererseits..."
Khiray beeilte sich, ihr zu versichern: "Der Armygan ist friedlich. Aber wir benötigen guten Stahl für die Jagd und die Arbeit."
"Und die Traumschnitzereien", lächelte sie.
"Nun..." Er schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht einmal, was Traumschnitzereien sind."
Sie runzelte die Stirn. "Wozu kaufst du dann Traummesser? Es sind heilige Gegenstände. Man sollte sie nicht entweihen, indem man ihre Klingen entfernt." Als könnte sie Gedanken lesen.
Khiray schluckte. "Nun... Es gibt Magier in Drun'kaal, die heilige Messer sehr gut benötigen können." Nicht ganz eine Lüge. Aber auch nicht ganz die Wahrheit. "Du mußt mir eines Tages mal erzählen, wie diese Traumschnitzereien funktionieren. Ich muß jetzt zum Schiff, etwas Gold holen." Die Preise der Fuchstauren waren niedrig, aber er hatte nicht mit größeren Käufen gerechnet und nur genug Geld für einen Bummel durch die Bars mitgenommen.
Er konnte den Blick der Fuchstaurin in seinem Rücken spüren, während er zum Hafen hinunter eilte.
"Du glaubst es nicht, Delley!"
"In der Tat." Die Ratte grinste. "Ich glaube es nicht. Du hast dich übers Ohr hauen lassen."
Khiray schüttelte energisch den Kopf. "Selbst wenn es nur Men'schin-Metall wäre, ist der Preis noch günstig. Und ich habe alle Waffen geprüft. Nachher zeige ich es dir. Ich habe verschiedene Steine genommen, Hartholz, Leder, Metall. Trollstahl wird nicht stumpf! Und er ist scharf wie der Schwanz einer... wie Celdah-Pfeffer!"
"Schwanz einer was?"
Khiray flüsterte ihm ins Ohr, und Delley lachte. Es war später geworden als erwartet. Khiray hatte das Gold geholt und die gekauften Waffen in seiner Kabine auf dem Schiff untergebracht. Später hatte er sich mit Delley zu dem vereinbarten Bummel getroffen -- nachdem die Kesselflicker völlig entnervt nach Hause gegangen waren.
Dies war die dritte Bar, die sie besuchten. Sie hatten wenig getrunken, aber hier und da ein Kupferstück für Informationen gelassen. Die neuen Preise, die in der Stadt verlangt und bezahlt wurden, waren ihnen jetzt in aller Ausführlichkeit bekannt, ebenso wie alle Gerüchte und Geschichten, die die Runde machten.
Khiray und Delley waren keine Fremden, und so lockerten sich die Zungen nach weniger Bier und Kupfer, als es sonst der Fall gewesen wäre.
Gouverneur Galbren wurde in der Stadt mit etwas Mißtrauen betrachtet; höhere Steuern waren nicht geeignet, eine neue Regierung beliebt zu machen. Auch die verstärkten Wachen waren nicht überall gern gesehen. Die meisten Händler stimmten Galbrens Maßnahmen zu; es hatte viele Diebstähle und Räubereien in Chinnaps letzten Wochen gegeben. Und die Mehrheit der Sookandiler begrüßte sogar die Hinrichtung. Es schien, als sei Perlish gefährlicher und gewalttätiger gewesen, als Khiray gedacht hatte.
Insgesamt hatte es den Anschein, als werde Galbrens Regierung sicher und stark werden. An die Steuern würde man sich gewöhnen. Und in den Kreisen der Tagelöhner und Arbeiter wurde Galbren sogar als eine Art Held betrachtet; viele arme Fellige hatten einen Platz in den neuen, verstärkten Garden gefunden und brachten nun gutes Gold nach Hause.
Khiray war sich noch immer nicht sicher, was Galbren eigentlich wollte. Er bedurfte der Garden eigentlich nicht; er hatte die Macht in Sookandil, und niemand stellte seinen Anspruch in Frage, trotz des Verschwindens seines älteren Bruders Sarmeen. Galbren mochte seinen Teil der Steuern abschöpfen, aber das meiste Gold diente doch zur Finanzierung der Garden. Und es wurden noch immer neue Gardisten eingestellt. So viele Räuber und Diebe gab es in zehn Städten nicht...
Draußen vor der Stadt gab es ein eigenes Lager zur Ausbildung der Gardisten. Galbren selbst hatte das Training festgelegt, und nach allem, was Khiray gehört hatte, glich es eher den Vorbereitungen für einen Krieg.
Aber selbst eine regelrechte Armee würde Galbren nichts nützen. Gegen wen sollte er in den Krieg ziehen? Gegen die Men'schin? Das Fellvolk hatte die Grundregeln der Kriegskunst vor langer Zeit einmal beherrscht, aber in den Jahrhunderten des Friedens war viel Wissen verlorengegangen. Die Men'schin auf der anderen Seite führten viele Kriege in fernen Gegenden, und die gesamte Macht des großen Imperiums Dharwil jenseits der Lakenda-Berge stand hinter ihnen. Galbren hätte ganz Sookandil zu Kriegern ausbilden müssen, um auch nur gegen die Mauern von Saskeeld anrennen zu können.
Wollte Galbren die Gouverneure anderer Städte im Armygan entmachten und über zehn oder mehr Städte herrschen? Nein. Der Armygan war zu groß und zu weitläufig. Um Tyrann über mehrere Städte sein zu können, benötigte Galbren viele Schiffe und schnelle Kuriere. Die unwegsamen Wälder, die endlosen Sümpfe und zahllosen Flußarme schnitten die Städte wirksam voneinander ab.
Und der Drunfürst hätte Galbrens Eroberungen nicht tatenlos zugesehen. Der Drunfürst besaß Magier, schnelle Schiffe mit Hitzeschleifen und Katapulten, bewaffnete Krieger, die nach den alten Lehren ausgebildet waren, und gerüstetes Fußvolk zuhauf. Die Gesellschaft in Drun'kaal mochte dekadent sein, aber Drunfürst Kooradah war ein eiserner Herrscher.
Wie man es auch drehte und wendete, Galbren konnte mit seinen verstärkten Garden einfach nichts anfangen.
Und da waren noch die Gerüchte über den schwarzen Mann. Galbren schien sich einen geheimen Berater zugelegt zu haben, den nur wenige je zu Gesicht bekommen hatten. Khiray versuchte sich zu erinnern, ob er bei seinem Besuch im Palast jemanden gesehen hatte, aber dem war nicht so. Ein Mann -- vielleicht vom Fellvolk, vielleicht Men'schin -- in einer schwarzen Robe, die seine ganze Gestalt verhüllte; das Gesicht hinter einem Schleier verborgen. Er war im Ausbildungslager gesehen worden, aber auch im Palast. Doch seine Identität kannte niemand, nicht einmal die Garden waren eingeweiht.
"Du siehst nicht gerade amüsiert aus", bemerkte Delley. "Wenn hier einer ein Gesicht zieht, dann ich. In meinem Maschinenraum herrscht das reine Chaos."
"Ich dachte an die Gerüchte", murmelte Khiray.
"Denk lieber an die Geschäfte", warnte die Ratte.
"Das tue ich. Immer." Plötzlich fühlte sich Khiray niedergeschlagen. Er hatte den Tag damit verbracht, an den Handel zu denken, ans Kaufen und Verkaufen, an Waren und Preise und Zinsen. Selbst ihre Kneipenbesuche hatten diesem Zweck gedient.
Aber hatte er nicht gerade an diesem Tag die Bekanntschaft von Fremden gemacht, die aus weit entfernten, unbekannten Ländern angereist waren? Die Fuchstauren hatten ihm erzählt, daß Trolle Wesen mit grüner, ledrig-schuppiger Haut waren, tonnenschwer und behäbig, Bewohner der Berge, die in großen Höhen nach Erzen schürften und nur selten in die Täler hinabstiegen. Sie hatten auch angedeutet, daß es weitere seltsame Wesen in ihrer Heimat gäbe, wie sie im Armygan niemals gesehen worden waren. Khirays Träume von der Ferne waren neu entfacht worden...
...und doch hatte er den ganzen Tag lang nur von Handelsspannen und Profiten geredet wie ein wahrer Sohn seines Vaters.
Khiray hatte das Gefühl, seine Träume entschwänden langsam in den nebelhaften Reichen der Phantasie. Er würde niemals einem Troll gegenüberstehen. Er würde niemals von einem Bergpaß aus auf die weiten, grünen Ebenen hinabsehen, die die Heimat der Fuchstauren waren. Niemals das Imperium Dharwil durchqueren in jenen Schiffen auf stählernen Schienenstraßen, die die Men'schin Eisenbahn nannten.
Ein Tumult in den hinteren Bereichen der Bar riß ihn aus seinen Gedanken. Die Bar war düster, niedrig und verräuchert von Tabak und Lampenruß. Der Gestank nach billigem Fusel, abgestandenem Bier und angekohltem Essen waren mindestens so intensiv wie die Gerüche der versammelten Felligen. Dies war keine teure Bar, sondern eine Kneipe der Hafengegend, ein billiges Lokal für Fischer und Arbeiter, mit einem Bordell im Hinterzimmer und einer Schnapsbrennerei nebenan.
Überrascht sah er, daß einige der Fuchstauren anwesend waren. Er hatte sie zuvor nicht wahrgenommen; sie mußten vor ihm und Delley eingetroffen sein. Tatsächlich standen die Fremden im Mittelpunkt des Tumultes. Khiray stand auf, hinterließ eine Münze für das Bier und drängte durch die Menge, ehe Delley ihn aufhalten konnte.
Die Fuchstaurin, die ihm die Waffen und die Figur verkauft hatte, versuchte einen männlichen Artgenossen zu beruhigen, der anscheinend ein wenig zu viel Bier genossen hatte.
"...werde es euch schon zeigen!" hörte Khiray gerade noch. Ein dritter Fuchstaur war anwesend. Er trug ein Stirnband und war der muskulöseste und größte der Gruppe. Sein Funkeln schien die Felligen auf Distanz zu halten, denn selbst die anwesenden Wölfe standen in einem losen Kreis in sicherer Entfernung um die Fuchstauren herum.
Khiray trat in den Kreis. Niemand versuchte ihn zurückzuhalten. Vielleicht hofften die Halbbetrunkenen auf billige Unterhaltung in Form einer Schlägerei. "Was ist hier geschehen?" Trotz seiner Jugend hatte er in Sookandil eine gewisse Autorität. Er besaß Schuhe -- er hatte Geld und damit einen höheren Status als alle anderen Anwesenden.
Nicht, daß es irgend jemandem leid getan hätte, wäre er von den Fuchstauren in die Mangel genommen worden.
Die Fuchstaurin, die er kannte, schien erleichtert, ihn zu sehen. Die Fremden kannten sich mit den lokalen Sitten und Gebräuchen nicht aus, und ein Vermittler war vielleicht, was sie brauchten.
"Diese Tiere wollen nicht zahlen!" rief jemand aus einiger Entfernung, wahrscheinlich der Barkeeper.
"Wucher!" brüllte der aufgebrachte, betrunkene Fuchstaur.
"Wir wollten nur etwas trinken", begann die Fuchstaurin, "aber mein Bruder hier hat nicht recht darauf geachtet, was er bestellt hat..."
"Kein Geld! Mehr Schnaps! Ersauft doch alle!"
"Sei still, Dek!" mischte sich der Fuchstaur mit dem Stirnband ein. Er packte den Betrunkenen bei der Schulter. "Du bringst Schande über den Stamm!"
Entnervt blickte die Fuchstaurin in alle Richtungen. Fellige formten eine Mauer der Feindseligkeit und Ablehnung. "Und außerdem sind die Preise nicht ganz so, wie sie uns überliefert worden sind. Dek hat die Geduld verloren."
"Ja, die Preise sind gestiegen in den letzten Jahren." Khiray wunderte sich, wie kalt das klang. War er nicht auch schuld an diesem Zwischenfall? Er hätte die Fuchstauren darauf hinweisen können, daß sie für ihre Ware mehr Gold nehmen müßten. Stattdessen hatte er Profit gesucht...
Wie ein echter Händler.
"Was sollen wir tun?" Die Augen der Fuchstaurin drückten Verzweiflung aus. "Wir haben nicht genug Geld bei uns..."
"Ich regle das schon", beruhigte Khiray sie.
Aber Dek wollte anscheinend nicht beruhigt werden. Er riß sich von seinem Artgenossen los, packte einen Stuhl am Bein und zerschmetterte ihn auf einem Tisch. Die Fuchstauren waren anscheinend noch stärker, als Khiray geahnt hatte; niemand zerstörte so beiläufig die Schlägereien gewohnte Einrichtung einer billigen Kneipe. Plötzlich fühlte sich der junge Fuchs wie in einer Falle. Das Gesindel in der Bar würde nicht seine Partei ergreifen, wenn Dek auf ihn losging.
Die Menge wich einen Schritt zurück. Einige Wölfe und Füchse bleckten die Zähne. Kaninchen drängten rückwärts und verließen eilig die Stätte der Auseinandersetzung. Eine Ratte nuschelte: "Ruf doch einer die Garden!" Ein Hirsch senkte nervös das Geweih.
Dek brüllte los und fuchtelte wild mit dem Stuhlbein, das er noch hielt. Er richtete sich auf die Hinterbeine, stieß mit dem Kopf an die Decke und schlug wutentbrannt nach einer Lampe. Glücklicherweise verfehlte er sie; brennende Öllampen zu zerschlagen konnte leicht einen Brand auslösen. Besonders in Kneipen, deren Bodenbretter so sehr mit Schnaps getränkt waren wie die Kunden.
"Wir sind nicht deine Feinde, Dek!" sagte Khiray fest.
"Du!" gröhlte der Fuchstaur. Auf den Hinterbeinen stehend war er größer als ein Hirsch. "Du hast all unsere Waffen gekauft, für so wenig Gold! Und jetzt sollen wir hier so viel bezahlen, wie du für ein ganzes Dekka'shin gegeben hast? Diese Stadt stinkt!"
Khiray wich zurück. Verdammt, was tat Delley? Wahrscheinlich das, was Ratten immer zu tun pflegen: seine Haut in Sicherheit bringen. "Ich habe den vollen Preis gegeben", verteidigte er sich. "Ich habe nicht einmal gehandelt." Natürlich war das eine lahme Entschuldigung. Die Fuchstauren waren fremd und kannten die Preise nicht. Sie waren aus großer Ferne angereist, hatten unzählige Kilometer hinter sich gebracht, um einen guten Handel zu machen. In gewisser Weise hatte er sie übers Ohr gehauen. Aber sie waren auch selber schuld. Warum hatten sie sich nicht erst sachkundig gemacht? Wissen war bares Geld für Händler.
"Gehandelt", höhnte Dek. Hätte der andere Fuchstaur ihn nicht zurückgehalten, Dek hätte mit dem Stuhlbein auf Khiray eingedroschen. Gegen den Widerstand dieses muskulösen Vierbeiners kam Dek nicht an. Aber Khiray hatte auch nicht den Eindruck, daß Dek ihm nur drohen wollte. Deks Zorn ging tiefer als zwei oder drei Schnapsgläser. Seine Ohren waren angelegt, und die Lippen entblößten die blanken Zähne.
An der Eingangsseite der Kneipe knallte die Tür auf. Mehrere Stiefel dröhnten auf dem Holzboden. Lederbewehrte Garden drängten durch die Menge, die mit einer Mischung aus Erwartung und Erleichterung beiseite wich. Ohne eine Sekunde zu zögern, stürzten sich die vier Garden mit schweren Stöcken auf Dek. Sie gingen von allen Seiten auf den Fuchstauren los und prügelten mit gezielten, kurzen Hieben auf seinen Oberkörper ein. Der andere Fuchstaur versuchte einzuschreiten, erreichte aber nur, daß auch er angegriffen wurde. Die Menge brüllte begeistert. Die Betrunkenen wären wahrscheinlich ebenso angetan gewesen, wenn die Wachen die Unterlegenen gewesen wären.
Die Garden zeigten keine Furcht, weder vor den Fuchstauren noch vor Deks Stuhlbein, und sie gingen so diszipliniert und erfahren vor wie langjährige Krieger. Ihre Ausbildung schien sehr effektiv zu sein. Der Fuchstaur mit dem Stirnband wurde in eine Ecke gedrängt, bis er sich unter den Schlägen zusammenkauern mußte, die Hände vergebens vors Gesicht gehoben. Dek erging es noch schlechter; während die Garden von ihrem zweiten Gegner bald abließen, gingen sie weiter auf Dek los, bis der Fuchstaur blutend am Boden lag.
Die Fuchstaurin wagte nicht, sich in den Kampf gegen die Garden einzumischen. Die gerüsteten, bewaffneten Wachen waren allesamt Wölfe, und die Fuchstauren stellten offenbar gar keine Gegner für sie dar.
"Aufhören!" brüllte Khiray schließlich, als die vier Garden keine Anstalten machten, von Dek abzulassen. "Er liegt doch schon am Boden!" Er konnte den Tumult mit einiger Mühe übertönen. Seine Stimme war durch Jahre auf dem Fluß geschult. Wer in den lärmenden Häfen der Men'schin Dockarbeitern Anweisungen zurufen konnte, vermochte sich auch in Kneipen Gehör zu verschaffen.
Die Garden hielten kurz inne. "Die Situation ist unter Kontrolle", sagte der eine, der ein Rangabzeichen trug, endlich. "Bringen wir ihn in den Kerker."
"Moment", mischte sich Khiray ein. "Er hat nichts getan!"
Der Hauptmann (wenn das sein Rang war -- der junge Fuchs konnte die Abzeichen nicht lesen) musterte ihn verwundert. "Er hat dich angegriffen."
"Versucht", korrigierte Khiray. "Er hat es nur versucht. Und er hat mir nichts getan, siehst du?" Er breitete die Arme aus. Die Betrunkenen pfiffen und buhten.
"Dann besteht immer noch der Vorwurf der Zechprellerei", meinte eine andere Wache, die mit dem Barkeeper sprach.
Khiray runzelte die Stirn. "Ich habe bereits gesagt, daß ich das übernehme. Ich möchte nicht, daß diese Fremden für einen ungeschickten Handel doppelt bestraft werden."
Der Hauptmann hob die Achseln. "Es ist dein Gold. Bringen wir sie hinaus." Zwei Garden schleiften Dek zur Tür hinaus und ließen ihn auf die Straße fallen. Die anderen beiden geleiteten den Fuchstauren mit dem Stirnband und Deks Schwester vorsichtig aus der Kneipe, während sie immer wieder die Schlagstöcke in ihre Handflächen klatschen ließen -- seht euch vor, macht keine falsche Bewegung!
Khiray zahlte den Barkeeper aus. Die Rechnung war nicht wirklich hoch, schließlich war das eine billige Kneipe. Nur der Stuhl kostete ein paar Kupferstücke mehr. Der Aufruhr legte sich. Die Gäste kehrten zu ihren Tischen zurück und begannen sich darum zu streiten, wer mit wessen Karten geschummelt hatte, während alle den Kampf beobachteten.
Die Fuchstauren halfen Dek gerade auf, als Khiray in die Nacht hinaus trat. Dek sah nicht allzugut aus, aber er konnte schon fast wieder auf den eigenen vier Beinen stehen. Gestützt von dem Fuchstauren mit dem Stirnband humpelte er davon, ohne sich umzudrehen.
Khiray sah ihm bedauernd nach. Dek war ein wenig kämpferischer, als ihm gut tat.
Die Fuchstaurin stand noch in der Nähe. Sie wandte sich zu Khiray um und öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen... Aber was hätte sie sagen sollen? Sich bedanken? Nachdem er ihre wertvollsten Waren zu einem Spottpreis erworben hatte, ohne mit der Wimper zu zucken? Sie hatte schwerlich Grund, ihm dankbar zu sein. Aber sie konnte ihn auch nicht gut verfluchen, wo er doch die Rechnung beglichen und ihren Bruder vor den Wachen beschützt hatte.
"Wie heißt du?" fragte Khiray.
"Saljin", entgegnete sie, atemlos. "Saljin von den Steinen." Dann drehte sie sich um und rannte davon, in einer seltsamen Mischung aus Galopp und Lauf.
"Sehr edel", sagte eine Stimme hinter Khiray. "Sehr tapfer. Sehr dumm."
"Halt die Klappe, Delley", gab der Fuchs zurück.
"Er hätte dich erledigen können, und was hätte dein Vater dazu gesagt?"
"Er hätte gefragt, wo eine gewisse Ratte in der Zwischenzeit gewesen ist", brummte Khiray.
"Unter einem Tisch", gab Delley zu. "Komm, die Nacht ist noch jung, und es schwirren noch eine Menge Gerüchte herum, die wir hören müssen."
Khiray sah die Ratte ernst an. "Habe ich richtig gehandelt?"
"Nein. Du hättest auf die Garden warten sollen."
"Nicht gerade eben. Als ich die Waffen gekauft habe. Weit unter Preis..."
"Ach, komm!" Delley machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich glaube dir immer noch nicht, daß dieser Trollstahl Stein schneiden kann! Selbst wenn, diese Trottel haben den Preis selbst so festgesetzt! Jede Stunde wird ein Gimpel geboren, heißt es. Und was für ein Händler würde den Gimpel nicht ausnutzen?"
"Ein ehrlicher?" fragte Khiray, nur halb ironisch.
Delley lachte meckernd. "Komm schon! Es gibt noch ein halbes Dutzend Bars in Sookandil!"
Sie zogen weiter, und Khiray versuchte die Begegnung zu vergessen. Aber er schlief nicht gut in dieser Nacht, und seine Träume waren unruhig. Er träumte davon, ein echter Händler zu sein, der sein Gold mit der Dummheit von Gimpeln macht. Und er erwachte mit gesträubtem Fell.